Ich lenkte Nero zum Marktplatz, auf dem. ich einen Brunnen zu
finden hoffte, an dem wir uns erfrischen konnten. Meine
Vermutung stimmte, um Ihn herum war eine Menge Frauen
versammelt, die uns noch nicht bemerkt hatte „ weil sie in ein
sehr lebhaftes Gespräch über allerlei Tagesneuigkeiten vertieft
waren. Neros lautloser Tritt war ohnehin für niemanden zu
vernehmen.
Kaum vernahm Nero, der vor Erschöpfung hechelte und japste, das
liebliche Sprudeln des klaren Quellwassers In den Brunnentrog, da
war es mit seiner Selbstbeherrschung vorbei. Er sprang auf den
Brunnen zu und zwängte sich mit seinem dicken Kopf zwischen den
noch immer ahnungslos weiterplaudernden Frauen hindurch. Ich
ahnte schon mit geheimer Freude, was jetzt kommen mußte.
Als Neros
mähnengeschmücktes Haupt so unvermutet über dem Rand des Troges
erschien, lahmte sekundenlanges Entsetzen die eifrigen Plappermäuler, Dann
gellte ein Kreischen über den Marktplatz, daß ich glaubte, mir müßten die
Trommelfell zerreißen.
„Ein Löwe,
ein Löwe! Er will
uns
fressen(1< schrien
die Frauen,
ließen ihre
Wasserkrüge fallen
oder
warfen sie um und
flüchteten
in kopfloser Angst.
Nero
dachte
selbstverständlich
gar nicht
daran jemanden zu
fressen. Er
war glücklich,
endlich
seinen brennenden
Durst
seilten zu können.
Eine der
Frauen hatte in ihrer
blinden
Furcht ihren kleinen
Jungen am
Brunnen vergessen.