«März»
Im Jahresverlauf des altrömischen Kalenders wurde am ersten Tag des ersten Monats der Geburtstag des Kriegsgottes Mars gefeiert, der
auch in seiner Eigenschaft als Naturgott die Ernte segnen oder vernichten konnte. Ihm verdankt der März (lat. Martius - dem Mars heilig) seinen Namen.
Im deutschen Sprachraum sind Bezeichnungen wie Frühlings- oder Lenzmonat, auch „Lenzig", bekannt.
Ein feuchter, fauler März ist des Bauern Schmerz.
Im Das wohl auffallendste Merkmal des Monats März ist ohne Zwiefel seine Zwiespältigkeit, die sich aus seiner Stellung im Wechsel der
Jahreszeitenableitet.
Der astronomische Frühlingsbeginn und damit das Ende des Winterserfolgt mit der Frühlings-Tagundnachtgleiche (21. März), da die Sonneden Äquator
erreicht und in den Frühlingspunkt eintritt. Bis dahin, dasheißt also zwei Drittel des Monats März, dauert der astronomischeWinter noch an. Den realen
Gegebenheiten mehr entsprechend, weildem tatsächlichen Witterungsablauf besser angepaßt, sind die meteorologischen Jahreszeiten. Danach beginnt der
Frühling mit dem l.März und endet mit dem 31. Mai. Wenn wiederum die Phänologie(Lehre von den Erscheinungen des jahreszeitlich-periodischen Ablaufsim
Pflanzen- und Tierreich) zwischen Vor- und Vollfrühling unterscheidetund die Gliederung trifft.
Vorfrühling
von der Schneeglöckchenblüte an
Vollfrühling
von der Baum- bzw. Fliederblüte an
bis zur Blüte des Holunders
so kann man von diesem Standpunkt aus dem Monat März
lediglich das Prädikat eines Vorfrühlings-Monats zuerkennen.
Da der Monat März nun einmal so im Kulminationspunkt
dieserfrühjahreszeitlichen Entwicklung liegt, nimmt es nicht
wunder, daß das Wettergeschehen des Monats zuweilen sehr
unterschiedlich verläuft.Wir alle kennen aus eigenem Erleben
Jahre, da im März der Hauptanteildes Winterschnees vom Himmel
fiel. Andererseits können wir uns anJahre erinnern, da uns der
März mit anhaltend schönem Wetter und zuweilen sommerlichen
Temperaturen erfreute. Diese Verschiedenheitdes märzlichen
Wettercharakters hat nun auch in so mancherSpruchweisheit
ihren Niederschlag gefunden. Ist es doch gerade dasWetter dieses
Monats, das die Frühjahrsbestellung der Felder in so
besonders hohem Maße beeinflußt, was eines unserer bekannten
altenVolkslieder so einfach und in schlichten Worten zum
Ausdruck bringt:
Im Märzen der Bauer die Rößlein einspannt, er setzet die Felder und Wiesen instand.
Er pflüget den Boden, er egget und sätund regt seine Hände frühmorgens und spät.
Zum Instandsetzen der Wiesen und zum Bereiten des Saatbettes für dasSommergetreide, für Öl-, Hülsen-, Knollen- und Wurzelfrüchte sowiefür das Bestellen
der Felder mit Futterpflanzen bedarf es günstigerWitterung, die sowohl das Auffahren auf die Felder und ihre mechanischeBearbeitung erlaubt,
andererseits aber auch dem Keimen undWachsen des eingebrachten Saatgutes förderlich ist. So wird auchverständlich, was die nachstehenden Sprüche über
Wünsche des Bauernan das Märzwetter und die sich damit verknüpfenden Hoffnungenzum Ausdruck bringen:
Wenn sich heiter zeigt der März, freut sich auch des Landmanns Herz.
Der Eggenstaub und Winterfrostmacht den Bauer wohlgetrost.
März ohne Naß macht voll das Faß.
Dem Golde gleich ist Märzenstaub, er bringt uns Kraut und Gras und Laub.
Märzenstaub ist hochgeehrt, das Lot wohl einen Taler wert.
Märzenstaub und Aprilregen bringen im Mai großen Segen.
Staubiger März bringt viel Roggen und Weizen.
Warmer März, nasser April, kühler Maifüllen Keller und Kastenund machen viel Heu.
Trockener März, nasser April, kühler Mai verheißen viel Most, Obst und Heu.
März trocken, April naß, Mai luftig, von beiden was,bringt Korn in den Sack und Wein ins Faß.
Viel Schnee, den uns der Lenz entfernte, läßt zurück uns reiche Ernte.
Trock'ner März mit vielem Nebelverheißet ein gesegnet' Jahr.
In Umkehrung dazu:
Märzenschnee tut Früchten und Saaten weh.
Langer Schnee im Märzbricht dem Korn das Herz.
Viel und langer Schneeviel Heu,aber mager Korn und dicke Spreu.
Im März viel Schnee und Regenbringt wenig Sommersegen.
Auf Märzenregen bleibt der Sommer trocken und die Ähre hocken.
Märzregen - dürre Ernte.
März allzu feucht macht das Brot leicht.
Märzregen - sollst wieder aus der Erde fegen!
Doch auch hier ist Pessimismus nicht grundsätzlich am Platze:
Kein Wasser im März,kein Gras im April.
Fürchte nicht den Schnee im März, darunter schlägt ein warmes Herz.
Märzenschnee und Jungfernpracht dauern kaum oft über Nacht.
Mit Märzenschnee die Wäsche bleichenmacht alle Flecke weichen.
Die immer wieder zitierte Regel, daß ein „nasser März des Bauern Schmerz" sei, bezieht sich ohne Frage auf eventuelle langanhaltende Regenperioden in
diesen Wochen.
Besonders ungünstig wirkte sich natürlich eine solche Wetterlage immer in Niederungen, im Bruchland aus, wo anhaltende Regenfälle um diese Zeit nicht
selten zu Überschwemmungen, zu Verwüstungen des Ackerlandes und der Saaten rührte. Die Aussaat im März war unter diesen Bedingungen stets mit einem
Risiko verbunden.
Im März gesäet hat oft Reue gebracht.
Sä'st du im März zu früh, ist's oft vergeb'ne Müh'.
Zu frühes Säen ist nicht gut, zu spätes Sä 'n auch übel tut.
Eine ausgesprochene positive Wertung finden Märzgewitter sowie diebekannt kräftigen Frühlingswinde, wenn auch nicht ganz ohne Einschränkung:
Blitzt's und donnert's im Märzen gar, kommt gewiß ein gutes Jahr.
Wenn 's im Märzen donnern tut,ist's zur Fruchtbarkeit sehr gut.
Donnert's in den März hinein, wird der Roggen gut gedeih 'n.
Wenn's donnert in den März hinein, wird eine gute Ernte sein.
Märzgewitter zeigen an, daß große Winde zieh'n heran.
Viel Wind im März bringt schönen Mai.
Märzenwinde und Aprilregen versprechen für Mai großen Segen.
Donner im März, Frost im April.
Donnert's im Märzen, so schneit es im Mai.
Gewitter im Märzengeh 'n dem Bauer zu Herzen.
Zu Herzen gehen kann es dem Bauern besonders dann, wenn in den Frühlingsmonaten eine Sonnenfinsternis eintritt. Nach alter Überlieferungheißt es dazu:
Wenn im März, im April oder in den ersten zwei Wochen des Mai eine Sonnenfinsternis eintritt, so schlägt das Wetter um, und es folgt ein dürrer Sommer.
In den allgemeinen Wetterregeln des März spielen die Tiere in Wald undFlur eine nicht geringe Rolle:
Wirft der Hirsch erst spät sein Geweih, lauert er, daß es im Märzen noch schnei'.
Wenn im März die Störche klappern und der Kuckuck schreit, ist der Frühling nicht mehr weit.
Wenn im März die Kraniche ziehen, werden bald die Bäume blühen.
Hasen, die springen, Lerchen, die singen, werden sicher den Frühling bringen.
Wenn die Grasmücke singt eh' der Weinstock treibt, soll ein gutes Weinjahr folgen.
Darüber hinaus geben Reif, fallender Tau und Nebel Anlaß zu Wetterprognosen. Besonders die Märzennebel sind es, die man in einerVielzahl von Lesarten
interpretiert, von denen hier nur die wichtigstengenannt sein sollen:
Taut's im März nach Sommerart, bekommt der Lenz einen weißen Bart.
So viel Tau im März, so viel Reif im April, so viel Nebel im August.
So viele Fröste im März, so viele im Mai.
Hat man im Frühling Reif, so folgt Regen am selben oder am nächsten Tag.
So viel Nebel dich im Märzen plagen, so viele Gewitter nach hundert Tagen.
So viel im Märzen Nebel steigen, so viel im Sommersich Gewitter zeigen.
Im März die Nebel wägenim Sommer gleich viel Regen.
Viel Nebel, im Frühjahr, viel Regen im Sommer.
Wie's im März regnet, wird's im Juni wieder regnen.
Lassen wir es bezüglich allgemeiner Wetterregeln genug sein und wenden wir uns den Lostagen des März zu. Immer wieder zitiert, dennoch sehr fragwürdig,
heißt es sogleich umfassend:
So, wie der1l. März, so der Frühling;
so, wie der 2. März, so der Sommer;
so, wie der 3. März, so der Herbst.
Zu den Jahrestagen „40 Ritter" (9. März) und „40 Märtyrer" (10. März)wird uns mitgeteilt:
Wie das Wetter auf 40 Ritter ist, so bleibt es 40 Tage lang.
Die Witterung an 40 Märtyrersoll 40 Tage lang anhalten.
Wenn's am 40-Märtyrer-Tagzehn Grad gefriert, gefriert's noch 40 Tage.
Friert's am Märtyrer-Tage recht, so friert's noch 40 Nächt'.
Wenn es am Tage der 40 Märtyrer gefriert, so friert es noch 40 Nächte; wenn nicht, so ist keine Kälte mehrund ein fruchtbares Jahr zu erwarten.
Regnet's am Tag der 40 Märtyrer, so regnet es 40 Tage.
Nach dem Wetter der 40 Märtyrer richtet sich das Wetter des Peter-Paulus-Tages (29. Juni).
Das Zusammentreffen der beiden Lostagsregeln und die Ähnlichkeit ihrer Aussagen deuten auf regionale Unterschiede ihres Entstehens hin,wie wir das
besonders deutlich auch bei den „Eisheiligen"- Regeln im Mai verzeichnen. Was die Voraussage selbst betrifft, so liegt der Gedanke in eine etwas
spekulative Verbindung von „40 Ritter" bzw. „40Märtyrer" und „40 Tage" doch sehr nahe.
Nur zwei Tage später, zu St. Gregor (12. März) heißt es:
Kommt St. Gregor geritten auf einem Schimmel, so kommt auch ein gutes Frühjahr vom Himmel.
Gebt um Gregori der Wind, geht er, bis St. Jörgen (24. April) kimmt.
Wenn an Gregori grobes Wetter ist, so geht der Fuchs aus der Höhle; ist es schön, so bleibt er noch 14 Tage darinnen.
Ist St. Gregor noch kahl und fahl, so ist er der Schrecken der Bauern und die Freude der Kornhändler.
Sprüche wie „Gertraud ist die erste Gärtnerin" und „Gertraud den Garten baut" verweisen uns auf den Beginn der Gartenarbeiten am St. Gertraudentag (17.
März):
Gertraudtaut die Erde von unten auf.
Gertrude nutzt dem Gärtner fein,wenn sie sich zeigt mit Sonnenschein.
Ist Gertraude sonnig, wird's dem Gärtner wonnig.
An St. Gertrud ist es gut, wenn in die Erd' die Bobn' man tut.
Es führt St. Gertraud die Kuh zum Kraut, die Biene zum Flug und die Pferde zum Zug.
Gehen die Kühe zu St. Gertrudis nicht im Klee, so gehen sie noch im Schnee.
Friert's an Gertrud, der Winter noch 40 Tage nicht ruht.
Am Jahrestag St. Joseph (19. März) ist schönes Wetter erwünscht:
Ist's um St. Josef hell und klar, kannst hoffen du ein gutes Jahr.
Ist's am Josephstage schön, wird ein gutes Jahr man seh 'n.
St. Joseph macht dem Winter ein End'.
St. Joseph steckt Kohlen in die Erde.
Der Tag des Frühlingsanfanges (21. März) ist St. Benedikt vorbehalten:
Benedikt macht Zwiebeln dick.
Willst Gerste, Erbsen, Zwiebeln dick,so sä' sie an St. Benedikt.
Besonders bedeutsam im Zusammenhang dieser Lostage:
Wie das Wetter vom Frühlingsanfang bis Mitte April, so wird in der Regel der ganze kommende Sommer.
Nun folgt ein Stichtag, dessen Wetter für die Güte und Fruchtbarkeit des ganzen Jahres von Bedeutung sein will:
„Maria Verkündung (25. März)
Ist vor Maria Verkündung der Himmel hell und klar, bedeutet das ein gutes Jahr.
Zu, Maria Verkündung schön und hell vor Sonnenaufgang, bringt ein fruchtbares Jahr.
Ist Marien schön und rein,soll das Jahr recht fruchtbar sein.
An Maria schön und bell, kommt viel Obst auf alle Fäll'.
Wenn die Krähe sich vor Marientagin 's Köm verstecken mag, dann gibt's ein gesegnet Jahr.
An Maria Verkündung kommen die Schwalben wiederum.
So viele Teige vor Marien die Frösche schreien, so viele Wochen müssen sie nachher schweigen.
Maria bläst's Licht aus, Michel (29. September) steckt's wieder an.
Ab Maria Verkündung wurde kein künstliches Licht mehr zur Ausführungnotwendiger Arbeiten benötigt, während man es ab dem St. Michaelistagwieder
brauchte.
Mit St. Ruprecht (27. März) kommen wir auf den letzten Lostag des Monats zu:
Ist an Ruprecht der Himmel rein, so wird er's auch im Juni sein.
Der Sonntag „Lätare" (dritter Sonntag vor Ostern) fällt nicht selten in den Monat März:
Ist's um Lätare feucht, so bleiben die Kornböden leicht.
Übrigens existiert von dieser Regel eine zweite Lesart, die sich mit derselben Aussage auf den Sonntag Judika", den zweiten Sonntag vor
Ostern, bezieht.
Beenden wir nun den Reigen der Lostage des Monats mit einigen Hinweisen und Erkenntnissen, die nicht nur für den Frühlingsmonat März, sondern auch im
Ausblick auf die kommende Zeit des Jahres von Bedeutung sind:
Wenn im März die Veilchen blühen,Ludwig (25. August) schon die Schwalben ziehen.
Märzengrün ist nicht schön.
Ein grüner März erfreut kein Bauernherz.
Märzengrün soll man mit Holzschlägeln wieder in die Erde schlagen.
März in der Blum' und Sommer ohne Tau, da wird man am Ende nicht frauh.
Märzblüte ist ohne Güte.
Märzblüte ist nicht gut, Aprillenblüte ist halb gut, Maienblüte ist ganz gut.
März grün - Jungfrau kühn.
Wer will haben ein schönes Kind, der wahr es vor Märzluft und Aprilwind.
Zu Anfang oder zu End', der März seine Gifte (.Gaben) send't.
Was der März nicht will, holt sich der April; was der April nicht mag, steckt der Mai in den Sack.