Geheime Weltmächte, Kampf um die
Handelsrouten
Der Gütertransport ist die Lebensader des globalen Welthandels. Ein weltumspannendes, von großen Playern
dominiertes Netz garantiert den reibungslosen Austausch zwischen den Kontinenten.
Die Transportsysteme geraten zunehmend an ihre Grenzen: Überlastete Straßen, zu große Containerschiffe und die
Luftfracht haben eine noch schlechtere Ökobilanz als Lkw und Schiffe. Wie steht es um den Warenverkehr? Und
was muss geschehen, damit er zukunftsfähig wird?
Welche Rolle spielt der Frachtverkehr?
Die globalisierte
Wirtschaft lebt
davon, dass
Güter innerhalb
kurzer Zeit in
jeden Winkel der
Erde
transportiert
werden können.
Wie wichtig der
Frachtverkehr
für das moderne
Leben ist, zeigte
sich schlagartig
während der
Coronakrise, als
moderne
Produktionsketten
und die damit
einhergehende Just-
in-time-
Fertigung durch
gestörte
Warenströme
zusammenbrachen.
Plötzlich wurde
klar, dass es
keineswegs
gesichert ist,
lebenswichtige
Medikamente,
Beatmungsgeräte, Impfstoffe oder Schutzmasken rechtzeitig dorthin zu bringen, wo sie gebraucht werden.
Die Flugzeuge von Marktführer FedEx und anderen Schwergewichten wie DHL oder UPS blieben im Frühjahr 2020
am Boden. Das Transportvolumen der Branche brach in diesem Jahr um sechs Prozent ein. In dieser Krise
sprangen lokale Anbieter ein, die nicht durch internationale Reisebeschränkungen ausgebremst wurden.
Unternehmen wie Astral Aviation aus Kenia wurden zum Garanten fürs Überleben in dezentralen Regionen. Sie
ergriffen die Chance, die sich bot, und luchsten den großen Konkurrenten im hart umkämpften Luftfrachtgeschäft
Marktanteile ab.
Der Wettbewerb
Die Frachtbranche arbeitet am profitabelsten, wenn sie Waren an bestimmten Orten bündelt und dann den
Hauptweg mit großen, möglichst voll ausgelasteten Transportmitteln zurücklegt. Dieser Weg führt in rund 90
Prozent aller Fälle über die Ozeane dieser Erde. Deshalb haben Branchenriesen wie COSCO, Kuehne+Nagel oder
Maersk in den vergangenen Jahrzehnten immer größere Containerschiffe gebaut.
Das hat zur
Folge, dass diese
Giganten der
Weltmeere immer
weniger Häfen
anlaufen können,
sich vor diesen
extra
ausgebauten,
teuren Häfen
lange Staus
bilden, die dann
horrende
Treibstoffkosten
verursachen.
Amazon reagiert
seit Neuestem auf
diese
Entwicklung,
indem das
Unternehmen auf
kleinere Schiffe
setzt, die in
günstigeren Häfen
schneller
abgefertigt
werden können.
Und auch auf dem Landweg zeigt Amazon untrüglichen Geschäftssinn. Der teuerste Abschnitt in der Lieferkette
ist die sogenannte letzte Meile zum Endkunden. In Metropolen, wo Amazon Kosten einsparen kann, indem das
Unternehmen seine Pakete selbst ausliefert, ist der Handelsriese dazu übergegangen, genau das zu tun. Zeichnen
sich in abgelegenen Gegenden dagegen keine Vorteile ab, überlässt man den Transport gerne der Konkurrenz.
Das Problem auf den Straßen
Die Straße selbst ist einer der am härtesten umkämpften Transportwege. Unzählige Spediteure fahren mit ihren
Lkw über die Kontinente dieser Erde und sichern die Versorgung der Menschen. Und sie nutzen die Straßen ab und
verursachen Staus.
Das Straßenproblem zeigt
sich zum Beispiel an Kanadas Highway
401, wo eine
Entlastungsstraße gegen den Protest von
Umweltschützern gebaut
werden soll, obwohl es bereits eine –
private und daher
mautpflichtige – Alternative gibt. Oder
anhand des
Autobahnsystems in Italien, das
überwiegend in privater
Hand liegt. Auf größtmögliche Effizienz
getrimmt, bleibt dabei
häufig die Sicherheit auf der Strecke –
mit teilweise fatalen
Folgen, wie zum Beispiel 2018 beim
Einsturz der Morandi-
Brücke in Genua.
Kostendruck, geringe Margen, bislang ungelöste Umweltfragen, hohe Personalkosten und Investitionen: Die
Transportbranche ist im Umbruch. Zentrale Frage dabei: Wer findet zuerst die technischen Lösungen der Zukunft,
und wer bleibt bei diesem Wettlauf auf der Strecke?
In der vierteiligen Reihe "Geheime Weltmächte" gehen die Filmemacher der Frage auf den Grund, wer in wichtigen
Lebensbereichen über die Zukunft der globalisierten Märkte bestimmt.