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«Juli»
Der siebente Monat des Jahres erhielt seinen Namen zu Ehren des römischen Feldherrn und Staatsmannes Julius Cäsar, von dem auch 46 v.u.Z. der nach ihm benannte Julianische Kalender eingeführt wurde, welcher erst durch den verbesserten Gregorianischen Kalender (1582) eine Ablösung erfuhr. „Hewi manot" - Heumonat - nannte man ihn im Altdeutschen, wovon noch heute die Namen „Heumond" oder „Heuert" zeugen. Wer nicht fleißig rechen tut, wenn die Bremsen summen, guckt gefälligst in den Hut, wenn der Winter kummen. Wer könnte wohl den Namen des Monats Juli hören und dabei nicht zugleich an sonnenüberflutetes Land, drückende Hitze in den Städten, an im Wind wogende Kornfelder und vor allem an den Beginn der Ferien oder den wohlverdienten Jahresurlaub denken? Der Bauer trifft alle Vorkehrungen für die unmittelbar bevorstehende Getreideernte. Die bis tief in den Herbst hinein währende Erntezeit, die Zeit der angestrengtesten Arbeit wird eingeleitet. Im Juli will der Bauer schwitzen, anstatt hinter'm Ofen sitzen. Juli - Sonnenbrand, gut für Leut' und Land. Juli heiß, lohnt Müh' und Schweiß. Im Juli Südwind ist des Bauern Lieblin. So golden die Sonne im Juli scheint, so golden sich der Roggen neigt. Nur in der Juliglut wird Obst und Wein dir gut. Des Juli warmer Sonnenschein macht alle Früchte reif und fein. Wird der Juli trocken sein, darfst du hoffen auf guten Wein. Im Juli muß braten, was im Herbst soll geraten. Was Juli und August nicht kochen, kann kein Nachfolger braten. Was der Juli verbricht, rettet der September nicht. Sonnjahr - Wonnjahr, Kaltjahr - Notjahr. Die Sonne im Juli hat noch keinen Bauer aus dem Land geschienen. Nach diesem Lobgesang an die Sonne stellt sich die Frage nach der Einstellung zu Regen und Gewitter: Ein tüchtig' Juligewitter ist gut, für Winzer und Schnitter. Dem Sommer sind Donnerwetter nicht Schande, sie nutzen der Luft und dem Lande. Nachts Regen, tags Sonne, füllet Scheuer, Sack und Tonne. Juli kühl und naß, Scheuer leer und Faß. Wenn's nicht donnert und blitzt, wenn der Schnitter nicht schwitzt, und der Regen dauert lang', wird's dem Bauersmann bang'. Viele Pilze - wenig Brot. Als Ergänzung dessen eine Reihe von Anzeichen, die eine sichere Vorausschau auf das Wetter kurzfristig gestatten: Feiner Regen in der Frühe bringt schön' 'Wetter ohne Mühe. Folgt der Wind der Sonne, bringt's dem Schäfer Wonne. Wenn am Morgen kein Tau gelegen, warte bis zum Abend auf sicheren Regen. Weht's beim Neumond her vom Pol, bringt es kühlen Regen wohl. Sind viel Schnecken auf den Wegen, deutet's auf Gewitterregen. Schnappt im Juli das Weidvieh nach Luft, riecht es schon Gewitterduft. Merkt, daß heran Gewitter zieh', schnappt auf der Weid' nach Luft das Vieh; auch wenn 's die Nasen, aufwärts streckt und in die Höh' die Schwänze reckt. Gewitter in der Vollmondzeit verkünden Regen, lang und breit. Wenn 's im Juli bei Sonnenschein regnet, man viel giftigem Mehltau begegnet. Erinnern wir uns der Langzeitprognose des Vormonats? Danach müßte das Juliwetter bereits entschieden sein. Aber bereits am „Maria Heimsuchung" (2. Juli) werden wir erneut vor diese Frage gestellt: Regen an Mariä Heimsuchung dauert 10 Tage. Wie die heilige Jungfrau fortgegangen, wird Magdalena (22. Juli) dann empfangen. Regnet's an Mariä Heimsuchungstage, so regnet's noch vier Wochen danach. Regnet's am Tag uns'rer lieben Frauen, wenn sie über's Gebirg' tat' geh'n, so bleibt der Regen vier Wochen am Himmel steh 'n. Mariä Heimsuchung mit Regen, tut sich 40 Tage nicht legen. Regnet's an unserer Frauen Tag, so regnet's nacheinander 40 Tag'. Regnet's an Maria Heimsuchungstag, gibt's 40 Tage Regenplag'. Wenn's an Mariä Heimsuchung regnet, sind 40 Tage damit gesegnet. Wenn Juli fängt mit Tröpfeln an, so wird man lange Regen ba'n. Etwas gemäßigter läßt sich St. Kilian an (8. Juli): St. Kilian ist ein Donnersmann. St. Kilian, der heil'ge Mann, stellt die ersten Schnitter an. Dagegen sind die Aussagen am ..Sieben-Brüder-Tag" (10. Juli) wieder bedeutend gewichtiger: Das Wetter am Sieben-Brüder-Tag sieben Wochen so bleiben mag. Sind die Sieben Bruder naß, regnet's sieben Wochen oh'n Unterlaß. Siebenbrüder-Regen bringt weder Nutzen noch Segen. Obwohl man jetzt dazu neigen möchte, ob dieser fortgesetzten Langzeitprognosen zu verstimmen, sollte man das doch lieber lassen und stattdessen noch einmal einige Gedanken darauf verwenden, wie eine solche Konzentration ähnlicher, terminlich aber doch unterschiedlicher Voraussagen erklärbar wird. Es ist nicht anzunehmen, das steht außer Frage und widerspräche auch allen Erfahmngen, daß eine jede dieser Regeln zutreffen könnte. Würde es doch bedeuten, daß zum Beispiel Regen an Medardus auch Regen an den anderen enschlägigen Lostagen nach sich zöge, damit also stets eine Regenzeit von nahezu drei Monaten eingeleitet würde - oder auch umgekehrt. Ohne Zweifel liegt der Schlüssel für das Verständnis dessen in der schon wiederholt angeführten landschaftlichen Verschiedenheit des Entstehens dieser Regeln, einer Verschiedenheit, die aufgrund weiträumiger Entfernungen Wetterentwicklungen von beträchtlichen zeitlichen Unterschieden zeitigten und somit zu den vorliegenden Überschneidungen der Aussagen führten. Wichtige Schlußfolgerung daraus muß sein, daß wir zu erkennen versuchen, welche der Lostage für unseren Raum zutreffen, welche es sind, deren Prognosen auch heute und hier einen hohen Grad der Wahrscheinlichkeit besitzen, in Erfüllung zu gehen. Daß dies erfahrungsgemäß vor allem für den Siebenschläfertag gilt, wurde schon erwähnt. Doch sei es jedem Interessenten unbenommen und empfohlen, die Prognosen der anderen Lostage selbst zu überprüfen, um daraus eigene Einsichten zu gewinnen. Schauen wir nun, wie es im Heumond weitergeht. Während den mittleren Tagen des Monats offenbar kein besonderer Einfluß zukommt, konzentrieren sich die Aussagen auffallend auf die Zeit zwischen dem 19. und dem 26. sowie auch weiterhin auf die noch folgenden letzten Tage des Monats. Um es gleich vorwegzunehmen: Schönes Wetter ist auch hier Trumpfund gilt für den weiteren Verlauf des Jahres, insesondere aber auch für die Erntezeit, als günstiges Omen. St. Vinzens (19. Juli) eröffnet den Reigen: St. Vinzenz' warmer Sonnenschein bringt viel Korn und guten Wein Umfassender läßt sich St. Margarete (20. Juli) vernehmen: Die erste Bim' bringt Margaret', dräu/überall die Emt' angeht. Am Margaretentage ist Regen eine Plage. An Margareten Regen, bringt Heu und Nüssen keinen Segen. Bringt Margarete Regen statt Sonnenschein, so kommt das Köm nur schlecht herein. Regnet's am Margaretentag, dauert der Regen 14 Tage'. Regen am Margaretentag bringt vier Wochen Regenwetter. Margaretentag-Regen bringt keinen Segen. Drei Tage vor Jakobus fällt der Jahrestag Maria-Magdalena (22. Juli): Maria Magdalena weint um ihren Herrn, drum regnet's an diesem Tage gem. VorJakobi schön drei Tag', das Köm wohl gut geraten mag. Ist es drei Tage vor Jakobi schön, so wird gut' Köm geraten auf die Bühn '; so es aber an diesem Tag regnen wird, zeigt's, daß das Erdreich wenig Korn gebiert. Drei Tage vor Jakobi Regen, bringt keinen guten Erntesegen. Regnet's am Maria-Magdalenentag, dann. folgt gewiß mehr Regen nach. Einer der bedeutendsten Lostage des Monats, der Gedenktag St. Jakobus, fällt auf den 25. Juli. Neben einigen Hinweisen auf Ernteerträge, wird dem Wetter dieses Tages eine besondere Bedeutung für das kommende Winterwetter, insbesondere das Weihnachtswetter, beigemessen: Fällt vor Jakobus die Blüte vom Kraut, wird keine gute Kartoffel erbaut. Ist's zu Jakobi heiß und trocken, so kann der Bauer wohl frohlocken. Ist's schön auf St. Jakobi-Tag, viel Frucht man sich versprechen mag. Der Jakob tut die Äpfel salzen, der Lorenz (10. August) sie schmalzen, der Barthel (24. August) gibt den Geschmack, der Michel (29. September) bricht sie ab. Wenn es an Jakobi regnet, ist der Most nicht sehr gesegnet. Ist's an Jakobi hell und rein, wird der Winter streng und frostig sein. Scheint die Sonn' am Jakobstag, bringt der Winter viel Kälte und Klag'. Jakobus in sonnenheller Gestalt, macht uns den Winter kalt. Sind um Jakobi die Tage warm, gibt's im Winter viel Kälte und Harm. Ist's zu St. Jakob dürr, geht der Winter in 's Geschirr. „Der Schnee blüht für den nächsten Winter", so sagt man, wenn am Jakobi-Tag bei Sonnenschein der Himmel von weißen Federwölkchen überzogen wird, und deutet dies als Anzeichen eines nicht nur kalten, sondern auch schneereichen Winters: Bläst Jakobus weiße Wölkchen in die Höh', sind's Winterblüten zu vielem Schnee. Jakobi klar und rein, wird Christfest kalt und frostig sein. Warme, helle Jakobi, kalte, strenge Weihnachten. Um Jakobi hell und warm, friert man an Weihnachten bis in den Darm. St. Jakobstag Vormittag deuten tut, die Zeit vor Weihnachten, das halt in Hut, und Nachmittag die Zeit nach Weihnachten; also sollst du nach dem Wetter trachten: Scheint die Sonn', wird's kalt, regnet's, so ändert sich die Kälte bald. In diesem Zusammenhang noch einige andere Vorzeichen kalten Winterwetters: Sommers Höhenrauch in Menge, ist Bote von großer Winterstrenge. Höhenrauch im Sommer, ist der Winter kein Frommer. (Höhenrauch = Dunstschwadenbildung) Wenn hoch im Juli die Bienen bauen, mußt du dich nach Holz für den Winter umschauen. Bauen die Ameisen recht große Haufen, kommt ein kalter Winter gelaufen . Machen im Juli die Ameisen ihre Haufen höher, folgt große Nässe und ein kalter Winter. Wenn St. Anna die Ameisen aufwerfen, soll ein strenger Winter folgen. Werfen die Ameisen am Annatag höber auf, folgt zuverlässig ein kalter Winter drauf. Eine besondere Bewandtnis hat es dabei mit dem St. Annentag (26. Juli): Von St.Ann' gehen die kühlen Morgen an. Mit dem 23. Juli, dem kosmischen Aufgang des Hundssterns Sirius, des hellsten Fixsterns im Sternbild „Großer Hund", sind wir in die „Hundstage" eingetreten, die bei uns normalerweise die heißesten Tage des Jahres sein sollen und die bis zum 23. August andauern: Wenn die Sonne in den Löwen geht (23. Juli), die größte Hitze alsdann entsteht. Hundstage hell und klar deuten auf ein gutes Jahr; •werden Regen sie bereiten, kommen nicht die besten Zeiten. Regnet's zum Juli hinaus, guckt der Bauer nicht gern aus dem Haus. Bringt der Juli heiße Glut. so gerät September gut. Wie der Juli war, wird der Januar. Am Ende dieser Monatsübersicht wollen wir uns noch einmal des Leitgedankens erinnern, der uns durch die Leitregel des Monats Juli vorgegeben wurde: Wer nicht geht mit dem Rechen, wenn Bien' und Bremsen stechen, geht winters mit dem Strohseil und fraget: „ Wer bat Heu feil?". Es kommt die Zeit, daß der Winter fragt, was du im Sommer gemacht. Der Winter hat einen großen Bauch.
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