©2024 Henry Aurich
Zu Ehren des ersten Kaisers des Römischen Reiches, Augustus, lat.: der Erhabene, erhielt dieser Monat seinen Namen. Im Deutschen wird der achte Monat des Jahres „Erntemonat" oder „Ernting", auch „Ährenmonat" genannt. Die Nächte kühl, die Tage scbwül, so wird des Erntesegens viel. Verständlicherweise ist die Frage nach dem zu erwartenden Erntesegen die Kardinalfrage des ganzen Monats August, und ebenso verständlich ist es, daß eine ganze Reihe von Bauernregeln Antwort auf diese Frage zu geben versuchen. Geht es doch letztlich darum, ob alle Arbeit und Mühen, die für die Bestellung und Pflege der Kulturen aufgewendet wurden, ihren entsprechenden Lohn finden oder ob Unbilden der Witterung den erhofften Ertrag mindern oder gar zunichte machen. August entspricht dem Februar, wie der Juni dem Dezember. Schönes und warmes Wetter sollte vorherrschen im August. Einmal, um das Getreide möglichst schnell und verlustlos zu bergen, zum anderen aber auch, um das Reifen der Feld- und Gartenfrüchte zu fördern: August ohne Feuer, macht das Brot teuer. Wenn der Kuckuck im August noch schreit, gibt's im Winter teu're Zeit. Wenn im August die Sonne warm scheint, der Mond und die Sterne, klar sind, so ist das gut für die Weintraube, iveil sie hiervon wohl reifet. Sonne scheine im August, daß du uns den Wein mög'st braten; Mond und Sterne schau'n mit Lust, daß er möge wohl geraten. Wenn im Mai die Traube blühet, im August die Hitze glühet, hofft der Landmann nicht vergebens aller Früchte großen Segens. Je weniger Regen im August, je mehr Wein.
«August»
Am Morgen starker Tau und Winde aus nördlichen Richtungen gelten als verläßliche Anzeichen für schönes und beständiges Wetter: Wenn 's im August stark tauen tut, bleibt meistens auch das Wetter gut. Der Tau ist dem August so not, wie jedermann sein täglich Brot. Starke Taue im August verkünden gutes Wetter; Mangel derselben aber Hitze, Gewitter und Frost. Im August Wind aus Nord, jagt Unbeständigkeit fort. Wenn's im August aus Norden weht, beständiges Wetter vor dir steht. Bläst im August der Nord, dauert gut' Wetter fort. Nicht unbeantwortet bleibt auch die Frage nach Nutz und Frommen des Regens im August: Maienstaub und Augustkot machen ein teuer' Brot. Was die Hundstage gießen, muß die Traube büßen. Je dicker der Regen im August, desto dünner wird der Must. Wenn's im August ohne Regen abgeht, das Pferd mager vor der Krippe steht. Zu vill und zu wing is eh Ding. Nicht vorenthalten werden uns auch die Anzeichen für bevorstehendes Regenwetter: Singen die Finken vor Sonnenaufgang, so verkünden sie Regen. Siehst' die Katze gähnend liegen, weißt', daß wir Gewitter kriegen. Sind die Monate Juni und Juli sehr kühl, im August dann oft Hitze mit Gewittern viel. Wenn sich Anfang August streifende Gewitter einstellen, so dauern sie gemeiniglich bis zum Ende desselben fort. Kommen wir zu den Tagen des Monats, denen eine besondere Bedeutung hinsichtlich Vorausschau auf kommende Wetterentwicklung oder auch weitere Ernteaussichten zugeschrieben wird. Es finden sich derer nicht wenige. Bereits zu Anfang des Monats erhalten wir Aufschluß darüber, ob wir uns auf einen langen Winter einrichten sollten: Wittert es viel im August, du nassen Winter erwarten mußt. Ein kühler August nach einem heißen Juli verkündet einen harten, ein trockener August einen schneereichen Winter. Ist 's in der ersten Augustwoche heiß, bleibt der Winter lange weiß. Gemeint ist dabei weniger die erste Kalenderwoche, die ja unter Umständen aus nur ein oder zwei Tagen bestehen kann. Es sind einfach die ersten Tage des Monats August, denen man diese prognostischen Eigenschaften zuschreibt, wie das auch eine andere Lesart dieser Regel besagt: Augustanfang heiß, Winter lang und weiß. Nähere Auskünfte erhalten wir auch an den ersten beiden Jahrestagen des Monats, an St. Dominikus (4. August) und Maria Schnee (5. August): Hitze an St. Dominikus, ein strenger Winter kommen muß. Im August blüht der Schnee für den nächsten Winter. So sagt man, wenn sich am Himmel große weiße Haufenwolken (Kumulus) zeigen. Höhenrauch im. August deutet auf strengen Winter. Regen an „Maria Schnee" tut dem Korne tüchtig -weh. Auf den 10. August fällt der Jahrestag St. Laurentius. Es ist der Lostag des Monats, dem eine ganze Palette von Einflüssen nachgesagt wird. Das Wetter dieses Tages soll nicht nur für die Güte der Früchte, insbesondere des Weins von Bedeutung sein, es soll auch das Herbstwetter maßgeblich mitbestimmen. St. Lorenz kommt in finst'rer Nacht ganz sicher mit Sternschnuppenpracht. St. Laurenzi Sonnenschein bringt ein gutes Jahr dem Wein. Ist's hell am Laurentius-Tag, viel Früchte man sich versprechen mag; jedoch, schlechten Wein gibt's heuer, wenn St. Lorenz ohne Feuer. Findet man um Laurentius schon reife Trauben, so ist viel Hoffnung auf guten Wein. Wenn 's am Laurezitage regnet, so gibt es schlechtes Schaft- und Bienenfutter. Es folgt schönes Wetter und die Spinnen überziehen die Stoppeln und das Heidekraut. Laurentius heiter und gut, einen schönen Herbst verheißen tut. Bei der Vorausschau auf das Herbstwetter sprechen allerdings außer Laurentius auch noch andere ein gewichtiges Wort mit, vor allem St. Bartholomäus (24. August): Wie Lorenz -und Barthel sind. wird's im Herbst, sei's rauh, sei's lind. Sind Lorenz und Barthel schön, ist schöner Herbst vorauszuseh 'n. Wie Laurezi und Bartbolomäi, so dich zum Herbst gefreu. Freundlicher Barthel und Lorenz machen den Herbst zum Lenz. Sind Lorenz und Barthel schön, bleiben die Krauter noch lange steh 'n. Laurenz zu Barthel spricht: „Schür, Barthel, schür, in 14 Tagen ist's an dir!". Neben einigen ergänzenden Hinweisen hier auch die Begründung dafür, warum Laurentius im Volksmund den Beinamen „Rübenmann" erhielt: Die Witterung an Laurenzi und Mariä Himmelfahrt hält gewiß einige Tage an. Nach Laurenzi wächst das Holz nicht mehr. Die Blätter der Stoppelrüben und Rettiche müssen an Laurentius sein wie die Mäuseohren. Cassian und Hippolyt sind zwei Kalenderheilige, die am gleichen Tag, am 13. August, ihren Namenstag feiern: Wie das Wetter an Cassian, so hält es mehrere. Tage an. Wie das Wetter an Hippolyt, so es mehrere Tage geschieht. Ist Mariä-Himmelfahrt vor Sonnenaufgang heller Himmel, so daß die Sterne schön leuchten, ist gutes Wetter zu allen Dingen zu hoffen. Nur Gutes dürfen wir erwarten, wenn auf Maria Himmelfahrt (IS. August) schönes Wetter fällt Mariä-Himmelfahrt klarer Sonnenschein, bringt meistens viel und guten Wein. Scheint die Sonne an uns'rer Heben Frauen Himmelfahrt, so wird im Herbst viel guter Wein gewahrt. Hat unsere lieb' Frau gut' Wetter, wenn sie gen Himmelfahrt, gewiß sie einen guten Wein beschert. Geht Maria in den Himmel ein, bei schönstem Wetter und Sonnenschein, so gibt es wohl einen guten Wein. Himmelfahrt in Sonnenschein, wird der Wein gesegnet sein. Maria-Himmelfahrt schön, bringt guten Herbst. Wenn recht viele Goldkäfer laufen, braucht der Wirt den Wein nicht zu taufen. In die letzten „Hundstage" dieses Jahres fallen die Gedenktage St. Sebaldus (19. August) und St. Oswald (22. August): Regnet es an St. Sobald', nahet teure Zeit sehr bald. Oswald-Tag muß trocken sein, sonst wird teuer Korn und Wein. Nun schickt sich auch der Sommer an, seinen Abschied zu nehmen. Auch wenn ringsum noch alles in verschwenderischer Fülle blüht und prangt, spürt man doch deutlich den sich anbahnenden Wandel in der Natur: Der Herbst liegt in der Luft! Es mag vielleicht Zufall sein, daß gerade um den Jahrestag St. Bartholomäus (24. August) diese Veränderung spürbar wird. Aber daß sie jetzt eintritt, davon überzeugen uns nicht nur die Sprüche zu diesem Tag, wir fühlen es selbst: Barthelmie is' der Sommer hie. Um Barthelmä schaut der Schnee über's Joch her. Bartholomä' voll Sonnenglut, macht Wein und Reben stark und gut. Regen an St. Bartholomä' tut den Reben bitter weh. Mit zwiespältigen Gefühlen ist allerdings bei der Kenntnisnahme nachstehender Behauptung zu rechnen: Wie Bartholomäi-Tag sich hält, so ist der ganze Herbst bestellt. Bartholomäi-Regen ein trockener Herbst. Regnet es zu Bartholomäi, so wird der Herbst trocken und die Kartoffeln geraten gut. Da es kaum möglich sein dürfte, so widersprechende Prognosen auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen, sei es der Beobachtungsfähigkeit des geneigten Lesers selbst anheimgestellt, hier herauszufinden, was im allgemeinen richtig und was unzutreffend ist. Immerhin ist es auch in diesem Falle nicht ausgeschlossen, daß landschaftliche Bedingtheiten sowohl die eine, als auch die andere Aussage rechtfertigen. Gewitter an Bartholomä' bringen sicher Hagel und Schnee. Gewitter nach St. Bartholomäus bringen Schaden und keinen Genuß. Gewitter nach Bartholomä' sind schädlich dem Raps und dem Klee. Gewitter nach St. Barthels Feste sind gewöhnlich schlimme Gäste. Der Barthelmann hängt dem Hopfen Trollen an. Diesen eindeutigen Aussagen ist, außer der Bestätigung durch St. Augustinus (28. August), nichts hinzuzufügen: An Augustin ziehen die Weiterhin. Es hat ja mit dem Ende der Augusttage nun auch die Jahreszeit ein Ende gefunden, in der „Wetter" (Gewitter) mit zur Tagesordnung gehörten. Die Sommersaison geht zu Ende. Es verspricht, stiller zu werden, herbstlicher. Wie aber wird er sein, der Herbst? An Anzeichen, die wir deuten sollten, hat es im Monat August nicht gemangelt. Wenn großblumig wir viele Disteln erblicken, will Gott gar guten Herbst uns schicken. Reifen die Früchte spät, so erwarte man einen warmen und freundlichen Herbst. Wie das Wetter im August, so soll es im ganzen Herbst sein. Wenn Störche, Mauerschwalbe und der Kuckuck bald wegziehen, ist ein früher Winter zu erwarten. Wie der August, so der nächste Februar. Wenn auch der letztgenannten Prognose mit etwas vorsichtiger Zurückhaltung begegnet werden sollte, erübrigt sich das für die nachstehende Feststellung eindeutig: Was Juli und August im Kochen nicht taten, das läßt der September auch ungebraten.
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