Geschichte von Tchernitz weiter zurück
Flachbildschirme triumphieren über Farbbildröhren Samsung Corning Deutschland muss sich den Marktgegebenheiten beugen und plant die Schließung des Werkes in Tschernitz – Potenzieller Investor gibt Hoffnung
Tschernitz,  – Das Tschernitzer Unternehmen Samsung Corning Deutschland (SCD), Hersteller von qualitativ hochwertigen Glasteilen für die Produktion von Farbbildröhren, sieht sich mit einem massiven Markteinbruch seiner Produkte konfrontiert. In den vergangenen Jahren interessieren sich Kunden in Europa zunehmend für Flachbildschirme – Farbbildröhren (CRT)-Fernseher sind immer weniger gefragt. Während im Jahr 2000 noch 42 Millionen CRT-Geräte verkauft wurden, die 90% der Umsätze für Fernsehgeräte in Europa ausmachten, waren es 2006 nur noch 9 Millionen mit einem Umsatzanteil von 19%. Nach jahrelanger starker Produktion und erfolgreichem Verkauf von TV-Spezialglas ist SCD, einer der führenden Hersteller in dieser Branche, nun gezwungen, sich den Marktgegebenheiten zu beugen und plant, sein Werk in Tschernitz zu schließen. Gründe dafür sind die genannten Marktbedingungen, auf die das Unternehmen keinen Einfluss nehmen kann. Derzeit ist SCD in Gesprächen mit einem Investor, der am Aufbau einer neuen und gänzlich andersartigen Produktion für die Herstellung von Flachglas interessiert und gewillt ist, einem Teil der SCD-Mitarbeiter neue Arbeitsplätze anzubieten. Schließung scheint unausweichlich – SCD sieht sich zu Stellenabbau gezwungen SCD, eine hundertprozentige Tochtergesellschaft von Samsung Corning in Korea, ist mit rund 350 Mitarbeitern der letzte eigenständige Fernsehglas- Hersteller in Europa. In den vergangenen zehn Jahren konnte SCD in Tschernitz seine Position durch hohe Investitionen in Entwicklung und Wachstum erfolgreich behaupten. Allerdings verschlechterte sich die Auftragslage für SCD mit der sinkenden Nachfrage nach Röhren-Fernsehern dramatisch. Das hat erhebliche Auswirkungen auf die Auslastung des Tschernitzer Werkes: Im ersten Halbjahr 2006 lag sie durchschnittlich bei über 90% – sowohl für Bildschirme als auch für Konen. Im ersten Halbjahr 2007 dagegen sank die Auslastung kontinuierlich und erreichte im Juni nur noch 32%. Seit 2002 sind die Umsätze zurückgegangen – unterbrochen nur von einem kurzfristigen einmaligen Anstieg um rund 30 Millionen Euro von 2005 (85 Mio. Euro) auf 2006 (116 Mio. Euro) aufgrund gestiegener Nachfrage anlässlich der olympischen Winterspiele und der Fußballweltmeisterschaft. Gleichzeitig stiegen jedoch die Rohstoff- und Energiekosten so drastisch an, dass sie heute etwa 58% der Umsatzkosten von SCD ausmachen. Hinzu kommt, dass die Verkaufserlöse im ersten Halbjahr 2007 auf etwa 35 Millionen Euro fielen, was die finanzielle Situation des Unternehmens zusätzlich belastet. Durch die Veränderungen im Markt verringerte sich auch der Kundenstamm von SCD von 13 auf drei – wobei einer dieser Kunden die Produktion im Mai stoppte, ohne zu wissen, ob sie wieder aufgenommen wird. SCD konnte die Kostensteigerung von 6,4 Millionen Euro oder 16% nicht vollumfänglich an seine Kunden weitergeben, was erhebliche negative Folgen für die Margen des Unternehmens hat. SCD plant daher nun die Schließung des Werkes in Tschernitz, auch wenn dies bedeutet, dass 350 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz verlieren und weitere 250 Beschäftigte von Dienstleistern ebenfalls betroffen sein dürften. Die Zukunftsperspektive: Schaffung neuer Arbeitsplätze scheint möglich – Investor kann von der Expertise in Tschernitz profitieren Glücklicherweise trat vor einigen Wochen ein potenzieller Investor auf den Plan, dessen Name noch nicht genannt werden kann. Er ist daran interessiert, das SCD- Werksgelände zu kaufen. Da er die bestehenden Maschinen und Anlagen für seine eigene Produktion nicht nutzen kann, wird er jedoch den laufenden Betrieb nicht übernehmen. Nach einem kompletten Umbau der Gebäude und einem Abbau der Maschinen und Anlagen plant er, eine neue und gänzlich andersartige Produktion zur Herstellung von Flachglas zu beginnen. Als Glasproduzent kann er von der Expertise in Tschernitz profitieren: Er denkt daran, zunächst etwa 30 speziell ausgebildeten Mitarbeitern einen Arbeitsplatz anzubieten, um – eventuell bereits ab August 2007 – den Planungsprozess für seine Aktivitäten zu starten. Weiterhin zieht er in Erwägung, nach einem kompletten Umbau und der damit einher gehenden Unterbrechung der Produktion zum Neustart in den kommenden 12 bis 15 Monaten sukzessive weitere 100 Mitarbeiter einzustellen – und gegebenenfalls noch mehr in den nächsten Jahren. Damit bietet sich die einmalige Gelegenheit, durch einen möglichen Verkauf des Werksgeländes an einen Investor den Standort Tschernitz durch Schaffung möglichst vieler neuer Arbeitsplätze zu erhalten. Eine Einigung mit dem Investor ist allerdings aufgrund des bei dem Investor bestehenden Zeitdrucks voraussichtlich nur möglich, wenn das SCD-Werk in Tschernitz so schnell wie möglich geschlossen werden kann und die Mitarbeiter unverzüglich in die geplante Transfergesellschaft übergehen. Aufgrund der beabsichtigten Werksschließung wird SCD gemeinsam mit dem Betriebsrat einen Interessensausgleich und Sozialplan verhandeln und mögliche neue Arbeitsplätze bei anderen Arbeitgebern oder faire Ausgleichszahlungen anbieten. Darüber hinaus plant das Unternehmen in Kooperation mit einem professionellen Betreiber die Einrichtung einer Transfer-Gesellschaft, die die derzeitige Belegschaft für bis zu 12 Monate aufnimmt, Jobtrainings organisiert und sich bemüht, neue Arbeitsplätze am Arbeitsmarkt zu vermitteln. In jedem Fall ist es das Anliegen von SCD, den Beschäftigten eine bestmögliche Unterstützung zu bieten. Geschäftsrückgang trotz aller Anstrengungen – Nachfrage nach CRT-Geräten sinkt kontinuierlich In den vergangenen Jahren hat das Unternehmen hart um ein Überleben in dem rückläufigen Markt gekämpft. Doch trotz der Fertigung qualitativ hochwertiger Produkte verschlechterte sich die Auftragslage seit Januar so dramatisch, dass bereits ab April Kurzarbeit verordnet werden musste, um keine weiteren Überbestände an TV-Glas für Röhren-Fernsehgeräte aufzubauen. Die Auftragslücken konnten nicht gefüllt werden, denn die neue Technologie der Flachbildschirm-Produktion ist nicht mit dem Produktionsprogramm bei SCD in Tschernitz kompatibel. Anfang 2006 stellte sich SCD dem boomenden Markt für Flachbildschirme und brachte drei Typen von Vixlim-Bildröhren in Massenproduktion auf den Markt, wodurch Samsung das bis heute flachste Röhrenfernsehen der Welt in Produktion geben konnte. Doch der negative Trend gegen CRT-Geräte ist nicht zu überwinden. Nach umfassender Analyse der wirtschaftlichen Situation sieht das Tschernitzer Unternehmen keine Möglichkeit, die Werksschließung zu umgehen – die sonst drohende Insolvenz ist keine Alternative, die in Frage käme. Über Samsung Corning Deutschland GmbH Seit dem Erwerb des deutschen Unternehmens “Fernsehglas Tschernitz GmbH” durch Samsung Corning Korea (ein Joint Venture zwischen Corning Inc., USA und Samsung, Korea) im Jahr 1994 ist Samsung Corning GmbH Deutschland (SCD) eine hundertprozentige Tochtergesellschaft des koreanischen Unternehmens. SCD produziert als das führende Unternehmen in dieser Branche hochwertige Glasteile (Bildschirme und Konen) für die Produktion von Farbfernsehröhren. SCD ist der letzte eigenständige TV-Glashersteller in Europa mit rund 350 Mitarbeitern.
6. Februar 2007
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VideoWeb Studio TSCHERNITZ" Glasindustrie in Tschernitz, Glasstandort auf der Bundesstreaße B156 "Samsung Corning im Jahr 2007"