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Wo schlägt Israel als Nächstes zu?
DOHA Israel hat bei einer Militäraktion ein Gebäude mit angeblichen Hamas-
Anhängern in Katar angegriffen – was bedeutet das für andere Nationen?
Beim Angriff nahm Israel am 10. September 2025 nach eigenen Angaben sechs
hochrangige Mitglieder der Terrororganisation Hamas in Doha ins Visier,
darunter Khalil al-Haya, den Exilchef der Gruppe in Gaza und
Chefunterhändler. Genannt wurden auch Khaled Mashal, bis 2017 Hamas-
Führer, und Zaher Jabarin, Geheimdienst- und Finanzchef. Israel zufolge kam
Jabarin bei dem Angriff ums Leben – die Hamas dementiert das.
Ausser in Katar – wo leben Hamas-Anführer noch?
Neben Katar ist vor allem die Türkei ein Gastgeber für ranghohe Hamas-
Mitglieder, aber offenbar auch der Libanon. Wie viele und welche Hamas-
Köpfe in Drittstaaten residieren, ist allerdings unklar. «Würde jemand nun auf
dem Territorium der Türkei ins Visier genommen, wäre das natürlich sehr schwierig», so die Nahostexpertin Bente Scheller.
Wird es zu weiteren Angriffen kommen?
«Israel kennt keine Grenzen mehr», sagt Victor J. Willi vom Thinktank Middle East Institute Switzerland (MEIS). «Solange die USA keinen Riegel schieben, ist alles möglich.» Er
schließt selbst einen israelischen Angriff gegen Ziele in der Türkei nicht aus. «Israel wäre dann theoretisch im Krieg mit den USA», so Willi mit Blick auf den Nato-Beistandsartikel
5. Seit Beginn des Gaza-Kriegs im Oktober 2023 hat Israel nun in fünf ausländischen Staaten Angriffe auf Ziele durchgeführt: Iran, Katar, Jemen, Syrien und Libanon, dazu in den
Palästinensergebieten. Zum Teil hatten Milizen aus diesen Ländern Israel zuerst angegriffen.
Was passiert mit den Geiseln?
Bei vielen Angehörigen der noch immer im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln haben die Nachrichten über den israelischen Angriff in Katar Angst ausgelöst. Sie befürchten, die
Verschleppten in der Gewalt der Hamas und anderer Terrorgruppen könnten nun den Preis für Israels Vorgehen zahlen.
Ist es das Ende der Friedensgespräche?
Die «Times of Israel» berichtet unter Berufung auf Diplomaten, Katar werde seine Rolle als Vermittler im Gaza-Krieg zwischen Israel und der Hamas aussetzen. Der israelische
Militärexperte Danny Orbach von der Hebräischen Universität in Jerusalem dagegen geht davon aus, dass die Gaza-Verhandlungen trotz des Angriffs in Katar bald weitergehen
werden. Man wolle die Islamisten mit dem Angriff in Doha zu einem Deal drängen: «Israel glaubt, dass nur ein völliger Bruch der Spielregeln der Hamas zeigen wird, dass die
Alternative zu einem Abkommen für sie noch schlimmer ist.» Ob diese Strategie aufgeht, ist ungewiss. ANN GUENTER