Der Durchbruch des zweiten gegnerischen Verteidigungsstreifen
Am 16. April, 22.00 Uhr, forderte der Oberbefehlshaber der Armee auf Grund der Gefechtsordnung des Stabes der 1. Ukrainischen Front, mit einem Teil der
Kräfte den Kampf nachts fortzusetzen, um am Morgen des 17. April den Angriff, mit den Hauptkräften wiederaufnehmen zu können und die Aufgaben zu
erfüllen, die im Plan für den zweiten Angriffstag vorgesehen waren. Infolge des starken gegnerischen Widerstandes hatten die Kampfhandlungen der
Truppenteile und Einheiten jedoch nachts keinen Erfolg.
Im Laufe der Nacht wurden zur vorderen Linie der Gefechtsordnung der Truppen Artillerieverstärkungsmittel, Panzer zur unmittelbaren Unterstützung sowie
Panzer des 6. mech. Korps der 4. Gardepanzerarmee herangezogen.
Um den Schlag auf den Gegner zu verstärken, entschloß sich der Oberbefehlshaber der Armee, am Morgen des 17. April, das 4. Gardepanzerkorps in
Richtung Klein-Düben-5chleife-Spreewitz einzusetzen, mit der Aufgabe, den zweiten Verteidigungsstreifen des Gegners zu durchbrechen, die Spree aus der
Bewegung gewaltsam zu überwinden und auf derem Westufer im Raum Trattendorf (ausschl.) - Spreewitz einen Brückenkopf zu bilden. Der
Einführungsabschnitt dieses Korps in den Durchbruch verlief entlang dem Wäldchen westlich Jämlitz-Erlengrund. Die Breite des Angriffsstreifens war für das
4. Gardepanzerkorps auf 2 bis 3 km festgelegt worden.
Das Einführen des 4. Gardepanzerkorps in das Gefecht sicherte die Armeeartillerieuntergruppe des 32. Gardeschützenkorps. Dem Kommandeur des 32.
Gardeschützenkorps wurde befohlen, am Morgen des 17. April aus der linken Flanke der 13. Gardeschützendivision heraus seine zweite Staffel die 97.
Gardeschützendivision - einzuführen mit der Aufgabe, im Zusammenwirken mit dem 4. Gardepanzerkorps den zweiten Verteidigungsstreifen des Gegners im
Abschnitt Klein-Düben-Höhe 128,5 zu durchbrechen, den Angriff in Richtung Klein-Düben - Schleife - Spreewitz (nördlich) zu entwickeln, aus der Bewegung
heraus die Spiee gewaltsam zu überwinden und einen Brückenkopf auf derem Westufer im Raum Trattendorf (ausschl.)Spreewitz zu bilden.
Am 17. April, 07.00 Uhr, setzten die Verbände des Korps nach einem starken Feuerüberfall von 15 Minuten Dauer ihren Angriff fort und stießen dabei auf
erbitterten Widerstand des Gegners.
Die deutsch-faschistische Führung -war bemüht, den Angriff der Truppenteile des Korps im zweiten Verteidigungsstreifen aufzuhalten und führte am 17. April
die Hauptkräfte der so genannten Führerbegleitdivision in das Gefecht ein.
Das Korps führte erbitterte Kämpfe um die Stützpunkte Tschernitz und Klein-Düben.
Die 95. Gardeschützendivision griff mit einem Bataillon, das auf den Panzern zur unmittelbaren Unterstützung aufgesessen war, den Gegner am Ost- und
Nordrand von Tschernitz an, durchbrach die gegnerische Verteidigung und erreichte gegen 08.00 Uhr einen Abschnitt 500 m ostwärts Wolfshain; Dort stieß
das Bataillon auf den Widerstand des Gegners in Stärke eines Infanteriebataillons, unterstützt durch zehn Panzer, und wurde zum Stehen gebracht.
Der Kommandeur der 95. Gardeschützendivision war bestrebt, sein vorn kämpfendes Bataillon dadurch zu unterstützen, daß er zwei Schützenkompanien im
Nordteil von Tschernitz zur Vernichtung der versprengten Gruppen des Gegners zurückließ. Die Hauptkräfte beauftragte er, die Ortschaft Tschernitz vom
Norden zu umgehen und bis ostwärts Wolfshain vorzustoßen. Nachdem die Division ihre Verstärkungsmittel herangezogen hatte, ging sie um 11.30 Uhr nach
einem Artilleriefeuerüberfall von 10 Minuten zum Angriff über, warf den Gegner aus dem Abschnitt an der Eisenbahnstrecke zurück und führte erbitterte
Kämpfe gegen den Gegner, der. in Stärke eines Infanteriebataillons mit Panzerunterstützung zu Gegenangriffen überging.
Gegen Tagesende stieß die Division bis zum Ostufer der Seen ostwärts Horlitza vor.
Die 13. Gardeschützendivision drang mit dem I. Schützenbataillon des Gardeschützenregiments 39, das auf Panzern aufgesessen war, in die Verteidigung
des Gegners südostwärts Tschernitz ein und erreichte gegen 11.30 Uhr einen Abschnitt westlich Streitfelde. Dort. stieß die Division auf den Widerstand des
zurückgehenden Gegners, der sich an der Eisenbahnstrecke festgesetzt hatte und ein weiteres Vorgehen verhinderte. Gegen 11.30 Uhr wurde nach einem
heftigen Angriff des 11. Bataillons des Gardeschützenregiments 39 der gegnerische Stützpunkt Tschernitz eingenommen. Infolge des Verlustes von
Tschernitz zog sich der Gegner in westlicher Richtung zurück. Der Erfolg des II. Bataillons des Gardeschützenregiments 39 ermöglichte ein erfolgreiches
Vorgehen der übrigen Bataillone der Division.
Die Division setzte den Angriff weiter fort, brach den erbitterten Widerstand des Gegners und erreichte gegen Tagesende den Abschnitt Westrand des Waldes
ostwärts Lieskau-Schleife (nördlich).
Die 97. Gardeschützendivision, die an der linken Flanke der 13. Gardeschützendivision im Zusammenwirken mit dem 4. Gardepanzerkorps angriff,
durchbrach den zweiten Verteidigungsstreifen des Gegners und säuberte Klein-Düben vom Feind. Um 11.30 Uhr nahm die Division durch einen Schlag vom
Norden und Osten den gegnerischen Stützpunkt Halbendorf und nahm den Kampf um die Höhe 136,3 auf. Jedoch konnte sie infolge !;les hartnäckigen
Widerstandes des Gegners im Abschnitt einzelstehende Scheune - Nordostrand Schleife nicht mehr weiter vorstoßen.
Die 97. Gardeschützendivision erreichte während der Kampfhandlungen den Streifen der 58. Gardeschützendivision des 34. Gardeschützenkorps, die in
erster Linie in Richtung Weißwasser anzugreifen hatte.
Das 4. Gardepanzerkorps setzte wegen des erbitterten Feindwiderstandes und auf Grund der schwierigen Bedingungen im. bewaldeten Seengelände die
schweren Gefechte gemeinsam mit den Truppenteilen der 97. und 58. Gardeschützendivision fort. An diesem Tage war es dem Panzerkorps nicht möglich,
sich von den Schützentruppen zu lösen.
Die Artillerie unterstützte im Verlaufe des Tages die Kampfhandlungen der Truppenteile und Verbände. Die Regiments- und Divisionsartillerie bezog gegen
Tagesende Feuerstellungen in den Gefechtsordnungen der Infanterie. Ein Teil der Artillerie, der zur Verstärkung des Korps eingesetzt worden war, führte
Stellungswechsel durch und bezog gegen 20.00 Uhr im Raum Tschernitz-Zschorno neue Feuerstellungen.
Das Korps durchbrach also im Verlaufe des Gefechts am 17. April den zweiten Verteidigungsstreifen des Gegners im Abschnitt 2 km südlich EichwegeKlein-
Düben, stieß 7 bis 8 km weiter vor, vollendete den Durchbruch in der taktischen Tiefe der gegnerischen Verteidigung und erreichte die Linie See ostwärts
Horlitza - Höhe 131:1,3 - Nordostrand Schleife.
Da Anzeichen für ein Zurückgehen der gegnerischen Truppen hinter die Spree vorhanden waren, bestand die Aufgabe darin, die Verfolgung des Gegners
aufzunehmen, um zu verhindern, daß sich der Gegner am Westufer der Spree zur Verteidigung einrichtete.
Abschluss: Die Weiterentwicklung des Angriffs und die Bildung eines Brückenkopfes an der Spree
Das Ende des Zweiten Weltkriegs
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